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1. BDSM - was ist das eigentlich?

BDSM kommt aus dem Englischen und steht für Bondage & Discipline, Dominance & Submission and SadoMasochism und soll zeigen, dass es bei SM um viel mehr als nur Schmerz geht. Sadomasochistische Aktionen sind erotische Machtspiele, geprägt durch eine klare Rollenverteilung zwischen aktivem und passivem Part. Für diese Rollen findet man oftmals die Bezeichnung Top und Bottom. Im Ds-Bereich (s.A. 3), in dem es um Macht und Unterwerfung geht, spricht man dann von Dom/Domme und Sub (kurz für Submissive), wo hingegen im SM-Kontext von Sadisten und Masochisten die Rede ist [2].
Dass diese Begriffe dem Englischen entliehen sind, liegt daran, dass die amerikanische SM-Szene eine etwas längere Tradition hat und diese Begriffe von dort über das Internet in unsere Kultur gelangt sind. Die Begriffe 'Sadist' und 'Masochist' sind nicht unumstritten, stehen sie nach DSM-IV [3], [4] für psychisch kranke Menschen - im Gegensatz zu Sadomasochisten, die lediglich vom gesellschaftlichen Durchschnitt abweichende sexuelle Präferenzen haben.
Die Maßstäbe, was gesellschaftlich 'normal' ist, ändern sich mit der Zeit. In der Fachliteratur vergangener Jahrzehnte findet man z.B. Oralsex noch als Perversion, später nur noch als Devianz und heute machen das 'Vanillas'.
(Der Ausdruck 'Vanilla' ist von der Eissorte Vanille abgeleitet, die fast alle Menschen mögen. SMler titulieren ihre 'normalen' Mitmenschen manchmal als Vanilla, was aber nicht abwertend gemeint ist.)

Ändert sich die Sicht der Gesellschaft auf Randgruppen - z.B. die Schwulen - passen sich in der Regel die Juristen in ihrer Urteilsfindung den gesellschaftlichen Normen an. Aber natürlich kann man immer an einen konservativen Richter geraten! Entscheidend für derartige Beurteilungen ist das Wissen über die Häufigkeit vermeintlich ungewöhnlicher Sexualpraktiken und das sonstige soziale Verhalten dieser Personengruppe, womit wir beim Thema Outing (s.A. 1.2) sind.
Wenn allgemein bekannt ist, dass Sadomasochisten ansonsten normale, unauffällige Mitmenschen sind, die niemandem schaden, wird niemand einen Anlass sehen, uns mit Repressalien zu belegen. Bei Datenschlag [5] findet sich übrigens eine Anleitung, wie man konstruktive Leserbriefe schreibt ;-)

Als sich mal eine Polizeistreife nach der obligatorischen Begrüßung ``Hey, schicke Uniform, Jungs!'' nach der Art der Veranstaltung erkundigte und die Beamten hörten, dass es sich um eine große SM-Fete handele, meinte sie ``Na, dann müssen wir heute Abend ja sicher nicht wegen einer Schlägerei kommen.'' Sadomasochisten waren für sie schlicht friedfertige, gewaltfreie, vielleicht exotische Menschen, die mit Sicherheit keine Schwierigkeiten machen.

Dass hingegen manche Ärzte der Meinung sind, SM-Praktiken seien lebensgefährlich, mag damit zusammenhängen, dass all diejenigen, die die Sicherheitshinweise gelesen haben und mit Spaß bei der Sache sind, nicht in den Notaufnahmen auftauchen.

Frühere Ansichten über Sadomasochisten waren vielfach von Extrembeispielen geprägt, da dies die Menschen (Sexualmörder, Triebtäter, Lustmörder, ..) waren, die von Psychiatern behandelt wurden. Solchen Psychiatern haben wir auch unsere Bezeichnungen - Sadist nach Marquis de Sade [6] und Masochist nach Sacher Masoch [7] - zu verdanken. Zur Standartliteratur von Sadomasochisten gehören eher 'Die Geschichte der O' [8] oder Bücher, die sich beim Charon Verlag [9] finden.

Psychologen und Sexualforscher untersuchen erst langsam die Gruppe der Sadomasochisten [10], [11], [12] - während SM und Fetisch Einzug in den Mainstream zu halten scheinen. Bei allgemeinen Sexualumfragen [13] zeigte sich, dass ca 5% der Bevölkerung Interesse an sadomasochistischen Praktiken hat und dass das Bild vom reinen Sadisten und Masochisten nicht haltbar ist. Eher hat man von einer Vorliebe an der einen oder anderen Rolle auszugehen, aber auch das Switchen, Tauschen der Rollen, ist keineswegs ungewöhnlich. Viele Paare, die Spaß an SM haben, leben ihre Beziehung völlig gleichberechtigt. Die Kompensationsvorstellung, dass der alltagsdominante Chef nach Dienstschluss als Ausgleich zur Domina geht, scheint nicht haltbar. Umgekehrt muss sich das Alltagsverhalten nicht im Spiel widerspiegeln. Auch ein zurückhaltender, ruhiger Mensch kann ein guter Top sein - es ist einzig und allein entscheidend, wie man sich in der entsprechenden Rolle fühlt und gibt. Es haben mir sogar viele Bekannte, mit denen ich mich unterhalten habe, bestätigt, dass man aus dem gespielten Machtgefälle in SM-Situationen für den Alltag lernen kann und mehr Selbstsicherheit gewinnt!
Sadomasochisten finden sich in allen Gesellschaftsschichten, viele erinnern sich an entsprechende Fantasien schon in ihrer Kindheit, andere kommen erst durch einen Lebensgefährten auf den Geschmack.

``Wir stellen die Normalität augenblicklich wieder her, sobald wir eigentlich wissen, was normal ist.'' (Douglas Adams) [14]



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