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1.5.2 Safeword

Als Bottom würde ich mich beim ersten Spiel generell nicht knebeln lassen, so dass mir wenigstens die Möglichkeit bleibt, meinen Unmut zu äußern. (Ich vertraue dabei auf meine Menschenkenntnis und meine Fähigkeit, die Situation auf eine sachliche, unerotische Ebene zu bringen.)
Man kann zusätzlich verbale Codes vereinbaren, um ins Spiel steuernd einzugreifen. Ein vorab vereinbartes Safeword dient dazu, dass der Bottom das Spiel abbrechen kann - hierbei bietet sich ein Wort an, dass nicht in den Spielkontext passt - 'Nein', 'Hilfe' oder 'Lass mich' bieten sich eher nicht an.
``Ouch is not a safeword!''
Ein Safeword sollte kurz und leicht auszusprechen sein - auch, wenn man schwer atmet. Auf deutschen Parties gilt `Mayday' als allgemein anerkanntes Safeword.

Ferner kann man so genannte Ampelsafewörter gebrauchen. Diese bieten die Möglichkeit einer Feinsteuerung. Der Bottom kann durch ein Slowword signalisieren, dass alles noch in Ordnung ist, er sich aber schon nahe an einer Grenze befindet. Grün ist dann synonym für 'alles klar, mir geht es gut'. Gelb steht für 'nicht fester' und rot für 'Schluss, ich ertrage es nicht mehr'.
Oft kommt es vor, dass der Bottom das Spiel nur in eine leicht andere Richtung lenken, aber keinesfalls abbrechen möchte. Vielleicht sind Schlagintensität oder -frequenz einfach gerade falsch oder die eine Stelle tut wirklich ungemein weh.
Es gibt Sadomasochisten, die vor dem Hintergrund ein Safeword ablehnen, da sie dies als Bruch der Auslieferung empfinden.

Bei Geknebelten fehlt natürlich diese Feedbackmöglichkeit. Üblicherweise steht an dieser Stelle der gute Rat, dem Bottom etwas in die Hand zu geben, was beim Fallenlassen ein deutliches Geräusch verursacht.
Meine persönliche Erfahrung damit ist, dass das Nichtfallenlassen einen am eigenen Fallenlassen hindern kann. Daher lasse ich mich nur von Partnern knebeln, wo ich mir sicher bin, nicht einschreiten zu müssen. In dieser konkreten Situation habe ich mich daran erinnert, mal Judo gemacht zu haben, wo ein zweimaliges Klopfen mit Hand oder Fuß auf die Matte oder den Körper des Partners als Abbruchsignal dient.

Ein Safeword bringt nicht nur dem Bottom Sicherheit, es nimmt auch dem Top die Last von der Schulter, die Situation eventuell zu verkennen und total über das Ziel hinauszuschießen.

Im Allgemeinen wird so ein Safeword nicht leichtfertig gebraucht. Der Bottom hat vielleicht Angst, er könne als Weichei dastehen oder bei einem öffentlichen Spiel seinen Top bloßstellen. Auch wenn allen klar sein sollte, dass niemand unfehlbar ist, kann es einen Top erheblich verunsichern, wenn für ihn plötzlich ein Abbruchcode Anwendung findet und er die Situation, das Empfinden des Partner falsch eingeschätzt hat.
Brenzlig wird es, wenn sich der Top in der Sicherheit eines Doppelten Bodens wiegt, der Bottom in der konkreten Situation aber so sehr mit seinen Empfindungen beschäftigt ist, dass er schlicht vergisst, das Safeword zu gebrauchen.

Erwähnen sollte man an dieser Stelle, dass selbstverständlich auch der Top ein Spiel abbrechen kann, wenn er in der Situation mit seiner Rolle nicht mehr zurechtkommt. So kann es vorkommen, dass Top vor einem besonderen, erstmaligen Spiel, insbesondere vor Zuschauern zu aufgeregt ist, um die Aktion vernünftig, mit der notwendigen Sorgfalt durchzuführen.

Aus eigener Erfahrung möchte ich ergänzen, dass es beim Abbruch eines intensiven Spiels durchaus hilfreich sein kann, eine derartig formale Kommunikation zu verwenden, da dadurch für den noch auf Wolke sieben schwebenden Partner sofort klar ist, dass eine ernste Situation eingetreten ist und es sich hier nicht nur um ein nicht angemessenes Aus-der-Rolle-fallen handelt.

Auf jeden Fall ist es geschickter, wenn die Spielenden miteinander kommunizieren, solange noch alles ok ist. Beginnt eine Situation problematisch zu werden, ist es leichter, dem Partner dies beizeiten zu signalisieren, als später einen sofortigen Abbruch herbeizuführen. So kann ein Griff an die gefesselten Hände erwidert von einem Händedruck signalisieren, 'Alles ok, meine Hände sind noch nicht eingeschlafen.'
Spielt man mit Schmerz und der Bottom befindet sich in einer künstlich vorgegebene Position, stützt er sich z.B. irgendwo auf, ist Ausbrechen aus dieser Haltung ein gutes Zeichen, dass man sich seiner Grenze nähert.


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